Wenn weniger nicht mehr ist: Piraten mit reichlich Nachwuchs, aber wenig Booten

Es ist ein bisschen wie Stuhltanz, wie Reise nach Jerusalem: Drei Besatzungen tanzen gierig um den freien Platz herum, aber nur ein Duo bekommt ihn. So ist die derzeitige Situation bei den Piraten. Zur Freude: Die Bootsklasse wird bei den Jugendlichen und Jungerwachsenen immer beliebter, drei Besatzungen haben sich regelmäßig in dieser Saison der Konkurrenz auf dem Wasser gestellt. Zum Leidwesen: Der SCR hat nur einen Piraten, ein zweiter Pirat wird von Clausi regelmäßig zur Verfügung gestellt.

Der Motivation und dem wachsenden Interesse an der Bootsklasse steht dies jedoch nicht im Wege. Ihren Weg bahnte sich vor allem die Besatzung um Franz Erpenbeck und Charlotte Meyer. Bereits seit sechs Jahren sitzen Franz und Lotti in einem Boot, sind dem Cadet jedoch inzwischen entwachsen und konzentrieren sich fortan auf das Pirat-Segeln. Etwas schleppend begann die Saison für Franz und Charlotte, bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft auf dem Dümmer mussten sie sich vielen Booten geschlagen geben. Mit Fortschreiten der Saison änderte sich dies jedoch, bei Saisonmitte hatte sich die Besatzung eingespielt und konnte vor allem im Ausland Stärke zeigen. Bei den Junioren Europameisterschaften auf dem Balaton mussten sie sich nur dem erfahrenen Piraten-Duo Fynn Ausborn/Henrik Junge aus Brunsbüttel geschlagen geben und beendeten die Meisterschaft als Zweitplatziertee.

Parallel zur Juniorenmeisterschaft wurde auch die Ungarische Meisterschaft ausgetragen. Das ließ sich der SCR-Pirat nicht entgehen und überzeugte am Schluss mit einem sehr zufriedenstellenden sechsten Rang. Wenige Woche später winkte wieder einmal das Treppchen für Charlotte: Gemeinsam mit der Rostocker Steuerfrau Lissa Müncheberg legte Lotti bei der Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaft in Kiel eine solide Serie hin, was mit der Silbermedaille belohnt wurde.

Gelohnt hat sich die Reise nach Kiel für Steuermann Emilius Hauer und Vorschoter Maximilian Wulff. Die recht junge Piratenbesatzung (Baujahr 2008 und 2009) segelte souverän und stabil, in zehn von zwölf Wettfahrten besetzten sie einen der Top10-Plätze. Am Schluss reichte es für einen angenehmen sechsten Platz. Die zweite vollständige SCR-Besatzung mit Alex Grabow und Florian Behme beendeten die IDJM auf Rang zwölf.

Endlich Gold hieß es für Franz und Charlotte bei der Fallbeilregatta in Berlin-Tegel, Silber gab es in der Folgewoche in Prenzaul, wo sich die elterliche Pirat-Besatzung von Charlotte eher im hinteren Teilnehmerfeld einfand. Denkbar knapp wurde es zum Jahresausklang am Mühlenberger Loch. Nur ein Hauch von zwei Punkten trennten Franz und Lotti vom Sieg, den sie an die Geschwister Theuerkauf vom Norddeutschen Regattaverein aus Hamburg abtreten mussten.

Nun bleibt den begeisterten SCR-Piratseglern noch eine letzte Sache zu tun: Daumendrücken. Und zwar ganz fest, denn Emilius und Alex haben sich bei der Pirat Klassenvereinigung auf das alljährlich zu vergebene Boot beworben. Einen wettbewerbstauglichen Regatta-Pirat bezahlt man nicht einfach mal so aus der vereinsinternen Porto-Kasse… Also müssen die Segler auf etwas Glück hoffen, dass sie im kommenden Jahr das Ruder des Charter-Piraten in der Hand halten. Und falls es nicht klappt, dann können Alex, Emilius und Max weiterhin zwischen Pirat, Europe und Cadet wechseln.